Berlin, 21. März 2022 – Das psychosoziale Zentrum XENION e.V. fordert den unverzüglichen Ausbau von Versorgungskapazitäten für Geflüchtete im Bereich der Psychotherapie, Sozialberatung, Ehrenamtskoordination sowie der Vormundschaften für unbegleitete Minderjährige.

Über 2,8 Millionen Menschen sind bereits aus der Ukraine geflohen. Allein in Berlin kommen täglich mehrere tausend Menschen an, die dort schlimmste Kriegserfahrungen gemacht haben und hier Sicherheit, Schutz und Versorgung suchen. Die gesellschaftliche Solidarität und die politischen Bemühungen zur Aufnahme, Unterbringung und Grundversorgung der Geflüchteten sind überwältigend und gehen bereits jetzt über den „Sommer der großen Solidarität“ 2015 hinaus. Angesichts der aktuellen Krise gilt es jetzt umso mehr, bestehende psychosoziale Versorgungsstrukturen zu stärken und diese nachhaltig für alle Geflüchteten bereitzustellen.

Ressourcen schaffen!

Wir haben seit unserer Gründung 1986 einige humanitäre Katastrophen gesehen und unsere professionelle Unterstützung für politisch verfolgte Menschen immer weiter ausgebaut. Seit dem letzten Jahr arbeiten wir bereits aufgrund der katastrophalen Entwicklungen in Afghanistan und Belarus über unsere personellen und finanziellen Ressourcen hinaus, um dem erhöhten Bedarf gerecht zu werden. Aktuell tun wir unser Möglichstes, um besonders schutzbedürftige Geflüchtete aus der Ukraine, darunter insbesondere minderjährige Geflüchtete und Menschen ohne ukrainischen Pass, aufzunehmen und zu versorgen.“ (Janina Meyeringh, Kinder- und Jugendtherapeutin und Geschäftsleiterin von XENION). Aus unserer jahrelangen therapeutischen und beratenden Arbeit mit Geflüchteten aus Krisengebieten wissen wir, dass eine schnelle Behandlung von Menschen, die extreme Gewalt- und Kriegserfahrungen erlitten haben, enorm wichtig ist für die Verhinderung von chronischen und schweren psychischen Erkrankungen. Um die psychosoziale Versorgung der vielen Menschen sicher zu stellen, die bereits hier sind und noch ankommen werden, müssen daher dringend kurzfristig Ressourcen und Kapazitäten geschaffen und finanziert werden.

Niemand wird zurückgelassen!

In den Aufnahme- und Willkommensstrukturen existiert nicht nur hier, sondern europaweit eine große Offenheit für geflüchtete Menschen mit ukrainischem Pass, die medial mit einer positiven Zuschreibung von kultureller und ökonomischer Integrationsfähigkeit der Betroffenen flankiert wird. Doch für viele Menschen mit Schutz- und Unterstützungsbedarf gelten weiterhin hohe Aufnahme- und Zugangsbeschränkungen, ebenso finden weiterhin Push-Backs an den Grenzen statt. Dies betrifft in besonderer Weise jene Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern, für die die Ukraine bereits ein Transitland auf ihrer Flucht war oder ist und die in Ermangelung eines ukrainischen Passes nicht von den gleichen Bedingungen profitieren können. Wir treten dafür ein, dass Menschenrechte am Gebot der Unteilbarkeit orientiert werden müssen. Die Unterscheidung in Geflüchtete, die unseren Schutz und unsere Solidarität verdienen und solche, die davon ausgegrenzt werden, ist inakzeptabel. Unsere Arbeit und unsere Angebote gelten diskriminierungsfrei und unabhängig von Herkunft und Aufenthaltsstatus allen sogenannten besonders schutzbedürftigen Menschen, die laut Art. 21 der EU-Aufnahmerichtlinie (Richtlinie 2013/33/EU) einen erhöhten Bedarf und Anspruch auf umfassende Versorgung haben.

Solidarität muss nachhaltig sein!

Wir sehen unsere Aufgabe auch darin, das zivilgesellschaftliche Engagement zu fördern und unterstützend zu begleiten. Es ist gerade jetzt wichtig, diejenigen, die sich engagieren wollen, in unsere Programme einzubinden und in nachhaltige Strukturen einzubinden. Dieses Engagement ist ein Schatz, den es zu heben und zu pflegen gilt.“ (Dieter Koch, Geschäftsleiter von XENION e.V.).  XENION ist seit vielen Jahren spezialisiert auf den Prozess der Auswahl, Schulung, Förderung und Begleitung von ehrenamtlichen Mentorenschaften und Vormundschaften für erwachsene und minderjährige Geflüchtete. Diese Unterstützungsangebote müssen kurzfristig vergrößert werden – auch hierfür braucht es einen Ausbau von personellen und finanziellen Ressourcen.

 

Über XENION – Psychosoziale Hilfen für politisch Verfolgte e.V.

XENION e. V. besteht seit 1986 als psychosoziales Behandlungszentrum für traumatisierte Geflüchtete sowie Opfer von Folter, Krieg und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen. Ihre Familien finden bei uns ebenfalls Unterstützung. Als politisch und religiös unabhängige, nichtstaatliche Menschenrechtsorganisation haben wir uns ein klares Ziel gesetzt: Wir bieten geflüchteten Menschen Schutz, professionelle psychotherapeutische Hilfe, soziale Beratung und Begleitung.

Die Pressemitteilung kann hier als pdf-Datei heruntergeladen werden.

Pressekontakt:

Vanessa Höse
Telefon: +49-(0)-177-6295142
E-Mail: vanessa.hoese@xenion.org, presse@xenion.org

Interviews oder Hintergrundgespräche vermitteln wir auf Anfrage.