Was genau ist Dein Arbeitsbereich ist bei XENION und wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

Ich bin der kaufmännische Leiter von XENION und trage in der Funktion Verantwortung für die gesamten Finanzen des Vereins und die Finanzen der einzelnen Projekte. Mein Team und ich betreuen aktuell ca. 30 Förderprojekte in den verschiedenen Arbeitsbereichen. Die Steuerung der finanziellen Abläufe ist eine wesentliche Aufgabe von mir. Ansonsten unterstütze ich die Mitarbeiter*innen ganz allgemein bei der Bewältigung ihrer Aufgaben im Kontext von Zuwendungen, Zuwendungsfinanzierungen, Personalangelegenheiten und bei allen sonstigen organisatorischen Abläufen. Als Mitglied des dreiköpfigen Leitungsteams beteilige ich mich zudem an der strategischen Planung und Weiterentwicklung der Organisation und arbeite dabei eng mit meinen beiden Kolleg*innen Dietrich Koch und Elise Bittenbinder zusammen. In der Funktion als kaufmännischer Leiter der Einrichtung berate ich auch unseren Vorstand, damit dieser seine Entscheidungen gut informiert treffen kann.

Diese 30 Förderprojekte über die Du sprichst: Sind das Projekte, die innerhalb von XENION sind und die von außen gefördert werden, oder von denen ihr gefördert werdet?

Unsere Einrichtung hat verschiedene Arbeitsbereiche, die sich aus verschiedenen Einzelprojekten zusammensetzen. Für manche Projekte erhalten wir sehr große Förderbeträge von bis zu 550.000 € im Jahr. Wir haben aber auch ganz kleine Projekte, wo wir nur 5.000 € im Jahr bekommen. Ein großer Arbeitsbereich ist bei uns die Behandlung und Beratung von Erwachsenen und Familien. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Behandlung und Beratung von Kindern und Jugendlichen. Daneben spielt zudem die Arbeit mit Ehrenamtliche bei uns eine wichtige Rolle. Wir haben z.B. Mentoring-Programme und begleiten auch ehrenamtliche Vormünder. Weitere Arbeitsschwerpunkte bilden noch die Arbeit als Vormundschaftsverein und die Aufsuchende Arbeit, bei der wir raus in die Wohnheime gehen. All diese Tätigkeitsgebiete werden von ganz unterschiedlichen Geldgebern unterstützt, größtenteils von der öffentlichen Hand, aber auch von vielen privaten Geldgebern.

Was macht denn die Arbeit sinnvoll für Dich?

Für mich macht die Arbeit besonders sinnvoll, dass ich diejenigen unterstützen kann, die anderen dabei helfen, hier ihr Leben in Deutschland gut zu bewältigen. D.h. ich arbeite im Wesentlichen für unsere XENION-Mitarbeiter*innen. Das empfinde ich als sehr sinnvoll, weil sich mein Kolleg*innen unglaublich engagiert um die Belange der Geflüchteten kümmern. Ganz allgemein empfinde ich die Arbeit mit und für Geflüchtete als sehr sinnstiftend, da Geflüchtete unsere Gesellschaft sehr bereichern, aber leider viel zu oft keine angemessene Wertschätzung erfahren oder sogar angefeindet werden. Wir haben es hier auch vielfach mit einer ganz besonders vulnerablen und schutzwürdigen gesellschaftlichen Gruppe von Menschen zu tun. Dass ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass diesen Menschen bestmögliche Hilfe zuteilwird, macht für mich die Arbeit, die ich täglich zu leisten habe, sehr sinnvoll.

Hast Du selber auch mal in einem anderen Posten bei XENION gearbeitet, so dass Du dann die Notwendigkeit dieser Arbeit erkannt hast?

Ja, ich bin zu XENION zunächst über eine ehrenamtliche Tätigkeit als Finanzvorstand gekommen. Durch die Arbeit im Vorstand des Vereins ist mir über die Jahre immer deutlicher geworden, dass ich in diesem Umfeld meine Arbeitskraft noch sinnvoller einsetzen kann. Ich bin dann während der Flüchtlingskrise aus der ehrenamtlichen Tätigkeit in das operative Geschäft als kaufmännischer Leiter gewechselt und bin noch immer sehr froh darüber, dass ich diesen Schritt gegangen bin.

Gab es Situation, die Dich besonders berührt haben oder besonders zur Arbeit motivieren?

Mich berühren oft die kurzen flüchtigen Momente auf den Fluren von XENION, wenn sich die Blicke mit den Klient*innen kreuzen und ich erkennen kann, dass sie sich wohl bei uns fühlen und Vertrauen zu dem haben, was wir machen. Hier bekommen sie das Gefühl, am richtigen Ort zu sein und mit ihren Nöten angenommen zu werden. Auch berühren mich die Geschichten, die ich ab und an von den Kolleg*innen aus den unterschiedlichen Fachbereichen höre. Es sind wunderbare, aber viel zu häufig auch sehr traurige Geschichten. Die volle Bandbreite.

Was müsste politisch passieren, damit Du Deine Arbeit gegebenenfalls besser ausführen kannst?

Ganz allgemein finde ich es sehr wichtig, dass man besonders vulnerable Gruppen in unserer Gesellschaft, d.h. eben auch besonders vulnerable Gruppen unter den Geflüchteten, stärker wahrnimmt und unterstützt. Besonders Kinder und Jugendliche sind da wichtige Stichworte, Moria und Lesbos. Wir haben gerade die Situation, dass einige wenige Kinder und Jugendliche aus Griechenland nach Berlin kommen dürfen. Ich halte allerdings die Zahl derjenigen, die durchgelassen werden bis zu uns, für viel zu niedrig angesichts des massiven Bedarfs. Hier muss politisch dringend nachgebessert werden. Ich fände es sehr erleichternd, wenn wir in die Lage versetzt würden, noch viel umfänglicher auf solche Notlagen, wie sie in Moria und Lesbos entstanden sind, auch von Berlin aus reagieren zu können. Es müssten deutlich mehr Mittel und Möglichkeiten zur Verfügung gestellt werden, um solche Problemlagen schnell aufzulösen. Die deutsche Politik muss sich hier viel intensiver an der Lösung solcher Problemlagen beteiligen und sollte nicht so vorsichtig und zögerlich agieren, wie sie es im Moment tut.