In welchem Bereich von Xenion arbeitest Du?

Ich bin Anette, ich arbeite im Mentoren Programm von Xenion. Das Mentoren Programm ist Teil unseres ganzheitlichen Ansatzes, in dem es darum geht einen Kontakt herzustellen von einem Geflüchteten zum Rest der Bevölkerung in Berlin und darum eine Begleitung im Alltag für Geflüchtete zu organisieren. Die ehrenamtlichen Mentor*innen sind eingebunden in das Helfernetzwerk von Xenion und sind vor Allem für die Begleitung im Alltag zuständig.

Was macht deine Arbeit für Dich sinnvoll?

Also das Sinnvolle am Mentorenprogramm ist, dass man ganz konkret helfen und die Lebenssituation der Menschen, die bei uns im Programm angebunden sind, verbessern kann. Indem eben Ehrenamtliche die Leute unterstützen mit ihren Netzwerken und Kontakten oder auch dabei, eine Wohnung oder einen Job zu finden.

Gab es berührende Situationen bei Deiner Arbeit, die Dich besonders motiviert haben?

Es ist natürlich berührend, wenn man jemanden sieht, der vorher recht isoliert gelebt hat in einer Unterbringungseinrichtung und der dann durch die Mentor*innen Kontakt zu anderen Berliner*innen bekommt und z.B. nicht nur zu Mentor*innen, sondern auch zu deren Freundeskreis.Es ist auch schön zu sehen, dass eine Person riesige Fortschritte gemacht hat beim Deutschlernen. Oder wenn man sieht, wie sich die Mentor*innen engagieren, einen Praktikumsplatz finden oder in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis nachfragen, wenn z.B. Möbelspenden gebraucht werden. Sie setzen sich bei Behörden ein und können da was erreichen. Es ist auch immer schön zu sehen, wenn aus diesen Mentorenschaften dann Freundschaften entstehen und die Leute über die Projektlaufzeit hinaus immer noch in Kontakt bleiben und wenn Leute sagen „Das ist einfach eine gute Freundin geworden.“
Wir machen immer eine Evaluation der Mentorenschaften und da kriegen wir dann diese Art von Rückmeldungen.
Es ist immer sehr schön zu sehen, wenn Leute, die sich sonst nie gefunden hätten, eben über unser Programm in Kontakt kommen, sich kennen lernen und voneinander lernen.
Es geht dann ja auch in die andere Richtung, also dass die Mentoren durch den Kontakt mit unseren Mentees (der Programmname der betreuten Geflüchteten) neue Perspektiven gewinnen.

Was müsste politisch passieren, damit Du Deine Arbeit bei Xenion besser machen kannst?

Ich beobachte, dass durch die Asylrechtsverschärfungen die Situation für die Leute schwieriger wird, dass sie weniger Perspektiven haben hierbleiben zu können und dass es durch den Verbleib in den Unterbringungseinrichtungen länger dauert, bis sie sich ihr eigenes Leben aufbauen können.
Auch ist es so, dass die Menschen durch die Politik an den EU Außengrenzen sehr viele Traumatisierungen auch von der Flucht mitbringen.
Für uns ganz konkret ist es natürlich ganz schwierig, unsere Arbeit zu finanzieren. Fördertöpfe werden gekürzt und dadurch gibt es für uns einfach sehr wenig Planungssicherheit. Eine weitere Sache ist der strukturelle Rassismus, sowie der in der Gesellschaft verbreitete Rassismus. Der führt auch dazu, dass es Leuten schwieriger gemacht wird sich hier willkommen zu fühlen. Das sind z.B. Dinge, die sich ändern müssten damit sich unsere Arbeit erleichtern würde.