Warum Einzelvormundschaft?

Seit dem Jahr 2015 sind weit über 100.000 unbegleitete minderjährige Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Da sie ohne Eltern oder Erziehungsberechtigte hier leben, erhalten sie eine*n Vormund*in, die*der als gesetzliche Vertretung für sie sorgt. In Berlin wird den jungen Menschen i.d.R. ein*e behördliche*r Amtsvormund*in zugewiesen. Diese*r vertritt bis zu 50 Minderjährige gleichzeitig. Da fehlt oft die Zeit, um sich intensiv um den Einzelnen zu kümmern. Viele Jugendliche haben jedoch das Bedürfnis nach einer persönlichen und vertrauensvollen Beziehung und wünschen sich daher eine Einzelvormundschaft.

Als Vormund*in besprechen Sie gemeinsam mit dem jungen Menschen Fragen zu Schule, Ausbildung, Gesundheit und Unterbringung in der Jugendhilfe und fällen entsprechende Entscheidungen. Von besonderer Bedeutung ist auch die aufenthaltsrechtliche Perspektivplanung.

In der Einzelvormundschaft motivieren und bestärken sie die*den Jugendlichen und nehmen engagiert Anteil an deren Lebenssituation. So können tragfähige, belastbare Vertrauensbeziehungen entstehen, die über die Volljährigkeit hinausreichen und das Ankommen in Berlin leichter machen.

Einblicke in die Tätigkeit von Akinda-Vormund*innen vermittelt dieses kleine Video.

Vormund*in werden

Falls Sie Interesse an der Übernahme einer ehrenamtlichen Vormundschaft haben, melden Sie sich bei uns! Wir beraten Sie gerne! Rufen Sie uns an oder schicken Sie uns eine Mail! Dann vereinbaren wir einen Termin für ein individuelles Informationsgespräch! Interessierte werden von akinda in Schulungen auf ihr Ehrenamt vorbereitet und während der Vormundschaft begleitet. Sie haben die Möglichkeit, sich mit anderen ehrenamtlichen Vormund*innen zu vernetzen und sich in Fortbildungen weiterzubilden.

Für das Ehrenamt sollten Sie die Bereitschaft mitbringen,

– einen Teil der Freizeit für die Belange Ihres Mündels zu verwenden,
– sich mit der Situation von jungen Flüchtlingen vertraut zu machen,
– sich mit Verwaltungen und Behörden auseinanderzusetzen,
– sich bei Schwierigkeiten und Problemen rechtzeitig Hilfe zu holen.

Telefonische Info-Gespräche: Bitte anrufen 030 880 66 73 74 oder per Mail akinda@xenion.org anmelden!

Einen Überblick über die kommenden Veranstaltungen für Vormund*innen, Interessierte und Jugendliche erhalten sie auch hier.

Do it! – Netzwerk

akinda ist Projektpartner und Teil des Do it-Netzwerkes, dessen wesentliches Ziel die professionelle Akquise, Schulung und Vermittlung von ehrenamtlichen Vormund*innen für unbegleitete minderjährige Geflüchtete ist. Im Projekt „Do it ! Transfer Bund“ sind bundesweit anwendbare Standards für eine nachhaltige Verbesserung bei der Aufnahme und Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen entstanden. Projektträger ist die Diakonie Wuppertal. Sie vernetzt und berät die beteiligten Kooperationspartner*innen, betreibt Lobbyarbeit und ist für die Optimierung und Evaluierung der Konzepte, Trainings und Abläufe verantwortlich. Die Arbeit des Projektes akinda wird aus Mitteln des europäischen Asyl-, Migrations und Integrationsfonds kofinanziert.

Erfahrungsbericht

Eliaz, Sohn französischer Eltern, in München geboren und aufgewachsen, lernte 2014 Adamou aus Burkina Faso kennen, der auf verschlungenen und schweren Wegen nach Deutschland gekommen war.

Damals stand dem Jungen das Altersfeststellungsverfahren noch bevor und er hatte Angst davor. Vier Monate dauerte es wegen dieser umstrittenen Prozedur, bis Eliaz als Vormund bestellt werden konnte. Aber dass sie sich gut verstehen würden, das habe er schon viel früher gewusst, sagt er.

„Wir haben uns getroffen, waren in Berlin unterwegs und haben miteinander geredet. Adamou war bis dahin noch nie aus Wedding rausgekommen. Ich habe ihm ein bisschen die Stadt gezeigt. Er hat angefangen, Fußball zu spielen, geht inzwischen einmal in der Woche schwimmen und tanzt begeistert Breakdance.“

In seinem Heimatland war Adamou nur ein paar Jahre zur Schule gegangen. Inzwischen besucht Adamou eine Willkommensklasse und Eliaz hofft, dass sich bald ein Platz in einer Re-gelklasse für ihn findet. Eliaz weiß, dass Adamou nach hiesigen Vorstellungen integriert sein muss, um sich hier eine Zukunft aufbauen zu können. Dafür sind ein Schulabschluss und eine Ausbildung dringend notwendig. Aber die beiden sprechen nicht nur über die Schule. Durch Eliaz hat Adamou das Thema Film für sich entdeckt. Mit Eliaz’ Freundin, die visuelle Anthropologie studiert, macht er gerade ein Filmprojekt: über sich, seinen Alltag, sein Ankommen und – hoffentlich – auch sein Hier-bleiben.

Text: Kathrin Gerlof / Bild: Rico Prauss

Team

  • Ronald Reimann

    Volljurist Teamleitung AKINDA – Netzwerk Einzelvormund­schaften

  • Claudia Schippel

    Ethnologin, Sozialarbeiterin Projektmitarbeiterin AKINDA – Netzwerk Einzelvormund­schaften

  • Anna Lutteroth

    B.A. Psychologie, M.A. Erziehungswissenschaften AKINDA - Netzwerk für Einzelvormundschaften, Projektleitung Do It - Transfer Bund

  • Annika Butz

    Politologin, systemische Beraterin Projektmitarbeiterin AKINDA - Netzwerk für Einzelvormundschaften

  • Jana Häseler

    Sozialarbeiterin Projektmitarbeiterin AKINDA - Netzwerk für Einzelvormundschaften

Kontakt

akinda@xenion.org

030 8806673 – 74

www.akinda-berlin.org

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Dienstag 15–19 Uhr
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